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Einleitung.
Tertullian als Dogmatiker.
Man kann in der Tätigkeit Tertullians als theologischen Schriftstellers füglich drei Perioden unterscheiden. Die erste, beginnend bald nach seinem Übertritt zum Christentum, ist ausgefüllt durch eine stattliche Reihe von Arbeiten über Gegenstände der Moral, Kirchenzucht und Aszese. Die wenigsten davon haben Kennzeichen der Abfassungszeit, aber man wird schwerlich irre gehen, wenn man die Mehrzahl derselben nebst den beiden apologetischen Hauptschriften dem ersten Jahrzehnt seiner schriftstellerischen Tätigkeit zuweist. Sodann beginnt mit dem Erlöschen der Severianischen Verfolgung, etwa im Jahre 204, die zweite Periode, die der dogmatischen Schriften. Den Jahren nach dem völligen Bruch mit der Kirche weisen wir die montanistischen Streitschriften zu, wovon wir als die erste und wichtigste die Schrift De pudicitia ansehen 1).
In der zweiten Periode sehen wir Tertullian auf der Höhe seiner Leistungen. Man kann das Aufsteigen zu dieser Höhe an mehreren Eigenheiten verfolgen, vor allem aber an der immer häufiger werdenden Anwendung von Bibelstellen. Während in manchen seiner Schriften sehr wenig Gebrauch davon gemacht wird 2), sind sie in ändern unverhältnismäßig häufig, und man kann wohl sagen, daß sie in den späteren Schriften stetig sich mehren. Von diesen Schriften gilt vollauf, was ein hervorragender Kenner Tertullians sagt: "Bewunderungswürdig ist seine |624 Kenntnis der Bibel, namentlich des Alten Testamentes. Die Tausende von Zitaten in seinen Schriften, vor allem in den Bächern gegen Marcion, und die Verschiedenheit, mit der er dieselben Stellen vielfach anführt, beweisen, daß er meistens aus dem Kopfe zitiert. Wie muß er also in diesen Schriften zu Hause sein! Wie sind ihm die biblischen Bilder geläufig!" 3) Auch ist die Schreibart in den dogmatischen Schriften in fühlbarer Weise klarer, einfacher und leichter verständlich als in den aszetischen und apologetischen.
Die Schriften dieser Periode machen den Eindruck, als wenn sie mit Sorgfalt und Benutzung einer reichhaltigen Bibliothek ausgearbeitet worden wären. Daß dem Autor eine solche zur Benutzung stand, mochte sie nun seine eigene oder eine öffentliche sein, ist nicht zu bezweifeln. Er flicht in seine Erörterungen nicht bloß Aussprüche von Philosophen ein, sondern würzt sie auch mit Exzerpten und Notizen aus Naturhistorikern wie Plinius und medizinischen Schriftstellern. Wollte man die Zitate, die Bibelzitate ausgeschlossen, zählen, so würde man finden, daß er weit über hundert und mehr Schriftsteller benutzt hat, für jene Zeit eine auffallend große Zahl 4).
Die dogmatischen Schriften gingen ebenso naturgemäß wie die der ersten Gruppe aus der Amtstätigkeit Tertullians als Lehrer der Katechumenen hervor, traten aber, weil ihnen ein eingehendes Studium der Hl. Schrift vorausgehen mußte, später als jene in die Öffentlichkeit. Die Grunddogmen des Christentums kommen darin vollständig zur Sprache, insbesondere die Einheit Gottes, die Trinität, die Erschaffung der Welt, die Menschwerdung, der Messias, sowie die Lehre von der Kirche und |625 die Tradition 5). Die Mehrzahl der Schriften ist, wenn sie auch sonst nur Grunddogmen des Christentums behandeln, speziell noch gegen eine bestimmte, damals blühende Häresie gerichtet, mit welcher der Autor sich ebenfalls genau bekannt machen mußte. Hieran war in der Zeit der Aufregung und Beängstigung während der Verfolgung weniger zu denken. Als Katechet hatte er die Lehren der Kirche vorzutragen, wobei er sich wie andere Katecheten an das apostolische Glaubensbekenntnis, die régula fidei, zu halten hatte, die einzelnen Dogmen daraus entwickeln und sie im weiteren Verlauf des Unterrichtes biblisch begründen mußte. Um dazu imstande zu sein, war ein anhaltendes Studium der heiligen Schriften erforderlich und dazu gehörte Zeit. Endlich war es die Aufgabe der Katecheten, die gegen die christlichen Dogmen sich erhebenden Einwendungen und Zweifel abzuwehren, hingegen die Irrtümer der Gegner, seien sie Heiden, Philosophen oder Häretiker, abzuwehren.
Es war mithin zu erwarten, daß die Tätigkeit Tertullians auf diesem Gebiete sich voll erst entfalten würde, nachdem er dasselbe lange genug durchforscht, durchdacht und studiert hatte, und die Stürme der Verfolgungen, welche in dem ganzen Jahrzehnt von 194-204 die Kirche von Karthago erst bedrohten, dann heimsuchten, sich gelegt haben würden. In der Zeit der Verfolgung, namentlich 198-204, waren die Häretiker ganz besonders tätig, wodurch gerade seine Aufmerksamkeit auf das dogmatische Gebiet gelenkt werden mußte. Meistens verbindet Tertullian beides miteinander, Verteidigung eines Glaubenssatzes und Bekämpfung der ihm entgegenstehenden Häresie, z. B. in der Schrift gegen Hermogenes und in den fünf Büchern gegen Marcion, zuweilen tritt die Rücksicht auf eine Häresie zurück, wie in de resurrectione, oder drittens er beschränkt sich darauf, eine häretische Lehre zu entwickeln und zu analysieren, wie in der Schrift gegen |626 die Valentinianer 6). Wenn man die Schriften dieser Gruppe in ihrer Gesamtheit überblickt, so muß man eingestehen, daß er ein fertiges dogmatisches System hat und einer bestimmten Methode folgt; denn er behandelt, wenn auch nicht in einer einheitlichen Schrift, die Vorfragen, Teile der generellen Dogmatik, nämlich in de praescr. haer., und auch die philosophischen Grundlagen der christlichen Dogmatik, die Seelenlehre, in der Schrift de anima. Man kann aber nicht erwarten, daß er die sämtlichen christlichen Dogmen in gleicher Ausführlichkeit behandelt, wie etwa jetzt ein dogmatisches Handbuch, sondern er berücksichtigt vornehmlich diejenigen Dogmen, welche durch die Häresien seiner Zeit in Frage gestellt waren und einer eingehenden Darlegung und Begründung bedurften, andere dagegen, wie z. B. die Eschatologie und die Mariologie 7) stehen zurück und kommen nur nebenbei in Betracht.
Quellen und Grundlagen der christlichen Glaubenslehren sind für Tertullian: Bibel und Tradition. Seine Anschauungen über die Tradition hat er in einer eigenen Schrift niedergelegt.
Die dogmatischen Schriften sind, wie gesagt, ebenso eine Frucht der Lehrtätigkeit ihres Verfassers wie die katechetischen, aber eine spätere, und waren ihrem Inhalte nach ebenso wie jene geeignet, zur Belehrung der Neuchristen zu dienen, in formeller Hinsicht jedoch muß es auffallen, daß in denselben, so viele ihrer auch sind, die Bezugnahme auf jenen Leserkreis fehlt. Die Anrede "meine Gesegneten" (benedicti), welcher wir in den praktischen Schriften so oft begegneten, kommt hier nirgends mehr vor, ebensowenig Anspielungen auf die Neuchristen (Novitioli), nur in der Abhandlung über die Präskriptionen findet sich am Schluß und vielleicht auch zu Anfang noch eine schwache Hinweisung auf einen bestimmten Leserkreis. Auf den Klerus der Gemeinde wird in den montanistischen oder montanistisch |627 gefärbten Schriften nur durch abfällige Bemerkungen Bezug genommen. Übrigens muß bemerkt werden, daß Beziehungen zum Klerus auch sonst in seinen Schriften nicht zutage treten und Namen nicht genannt werden.
Es ist hier am Platze, auf die Genialität des Schaffens und die Großartigkeit der Leistungen dieses seltenen Mannes hinzuweisen. Eine theologische Literatur, an welcher er sich hätte bilden können, gab es zu seiner Zeit noch nicht. Es waren Briefe hervorragender Christen, Märtyrerberichte, katechetische und erbauliche Schriften in griechischer Sprache vorhanden, aber sie stehen noch auf der Anfangsstufe, ausgenommen einzig und allein die fünf Bücher des Irenäus gegen die Häretiker. Dieselben waren unserem Autor wohl bekannt, er hat sie in seiner Schrift gegen die Valentinianer wörtlich benutzt und auch sonst von Irenäus manches gelernt, ihn aber doch an Allseitigkeit des Schaffens übertroffen. Außerdem kannte Tertullian genau den Hirten des Hermas, den er anders als Katholik, anders als Montanist beurteilt, ferner die Apologie des Justinus Martyr und des Miltiades 8). Letzterer war ein Gegner der Montanisten, was Tertullian vielleicht nicht wußte. Er nennt ihn den kirchlichen Sophisten 9). An letzter Stelle nennt er als kirchlichen Schriftsteller noch den Proculus, einen Montanisten, von welchem später noch die Rede sein wird. Seinen berühmten Zeitgenossen Clemens von Alexandrien hat er nicht einmal dem Namen nach gekannt, und, was sehr bemerkenswert ist, nichts in seinen Schriften deutet darauf hin, daß er Hippolyt gekannt oder dessen Schriften gelesen habe. Somit war Tertullian für seine religionsphilosophische |628 Spekulation in der Hauptsache auf sich selbst angewiesen.
Gewissermaßen als Vorläuferin der dogmatischen Schriften kann man den Traktat gegen die Juden ansehen, worin zuerst über das Naturgesetz, dann über die Stellung des Judentums in der Geschichte der Offenbarung, sowie über die Gesetzgebung des Moses (Kap. 1-5) gehandelt und dann der Nachweis geführt wird, daß der im Alten Bunde verheißene und erwartete Messias bereits erschienen sei. Die Abfassungszeit dieser Schrift betreffend, läßt sich mit Sicherheit nur behaupten, daß sie vor den Büchern gegen Marcion verfaßt ist, weil sie darin benutzt ist 10). Andere bestimmte Zeitkriterien liegen nicht vor. Zwar läßt der Umstand, daß ein jüdischer Proselyt die Veranlassung dazu gegeben hat, vermuten, daß sie vor dem Verfolgungsedikt des Severus verfaßt ist, weil dieses in erster Linie gegen den Übertritt zum Judentum, also gegen die Proselyten gerichtet war und es nicht wohl zu erwarten ist, daß sich bald nach dessen Erlaß, also zwischen 200 und 207, ein jüdischer Proselyt öffentlich provozierend verhalten habe, wie es der Traktat gegen das Judentum voraussetzt. Dies ist zwar kein entscheidendes Zeitkriterium, scheint aber doch hinreichend, um den Traktat der zweiten Gruppe der Schriften zuzuweisen.
Die Prozeßeinreden gegen die Häretiker.
Die dogmatischen Schriften Tertullians eignen sich im allgemeinen nicht zur Aufnahme in eine Sammlung wie die vorliegende, da die darin bekämpften Häresien in unserer Zeit ein aktuelles Interesse nicht besitzen, andererseits die darin verteidigten und bewiesenen christlichen Lehren heutzutage Gemeingut aller christlich Denkenden sind. Nur eine davon eignet sich zu diesem Zweck in ganz ausgezeichneter Weise, nämlich die Schrift über die Präskriptionen gegen die Häretiker. |629 Grundgedanke dieser Schrift ist der Nachweis, daß die lehramtliche Zuverlässigkeif der christlichen Kirche bezüglich des Festhaltens und der Vererbung der Glaubenslehren basiert auf ihrer hierarchischen Verfassung. Dieser Nachweis wird vollständig und für alle Zeiten bündig geführt. Eingekleidet ist er in ein juristisches Gewand.
Der Traktat beginnt mit dem Gedanken, daß die christlichen Glaubenslehren etwas objektiv Gegebenes sind und nicht etwa erst durch menschliches Forschen gefunden werden. In der Hl. Schrift heißt es zwar: "Suchet, so werdet ihr finden." Der Gegenstand des Suchens aber ist die geoffenbarte Wahrheit, und wenn man sie gefunden hat, so muß das Suchen aufhören, ein weiteres beständiges Suchen hat keinen Sinn. Diese Wahrheit aber ist formuliert in der sog. "Glaubensregel", d. h. dem von der Kirche gehüteten apostolischen Glaubensbekenntnis. Dabei muß es sein Bewenden haben, weitere Diskussionen für oder wider müssen unterbleiben. Zum christlichen Bekenntnis gehört es, die darin enthaltenen Lehren als wahr anzunehmen.
Dem Juristen Tertullian drängte sich für diesen geistigen Vorgang sofort eine Parallele aus dem Rechtsleben auf, und er benutzte sie, um jenen Beweis in überraschender Weise als Präskriptionsbeweis durchzuführen und zu formulieren. Praescriptio oder Exceptio nämlich nannten die römischen Juristen die Einreden, auf Grund deren Klagen in Zivilsachen rundweg abgewiesen und Prozesse abgeschnitten wurden, so daß eine Verhandlung über das Streitobjekt nicht stattzufinden brauchte. Solcher Exzeptionen oder Präskriptionen wird in den Rechtsbüchern eine ganze Reihe anerkannt 11), nämlich: Exceptio doli mali, metus, rei iudica-tae, fori, pacti convenu, si quid contra leges senatusve consultum factum esse dicatur und endlich die exceptio longi temporis, welch letztere man jetzt schlechthin Präskription oder Verjährung nennt. Wenn der Verklagte beweisen konnte, daß er bei Abschluß des |630 Verträges, wegen dessen Nichterfüllung er belangt wurde, überlistet (dolus malus), oder gewaltsam gezwungen worden war (metus), oder daß derselbe ungesetzlich (contra leges) sei, so brauchte eine weitere prozessualische Verhandlung nicht stattzufinden, sondern der Kläger wurde vom Gericht abgewiesen.
Zu diesen Rechtseinreden gehört auch die Verjährung, aber das Wort praescriptio bedeutet seiner Abstammung nach dieses nicht, sondern die alten Juristen bedienen sich dafür des Ausdruckes praescriptio longi temporis. Praescriptio allein, wie es hier im Titel dieses Buches und sonst bei Tertullian gebraucht wird, ist gleich exceptio Prozeßeinrede, Rechtseinrede im allgemeinen und es ist daher verkehrt, wenn dieser Titel durch "Verjährung" wiedergegeben wird. In diesem engeren Sinne wird das Wort bei Tertullian und ändern alten Schriftstellern nicht angewendet 12).
Aus diesem Grunde redet er auch hier und in ändern Schriften nicht von einer Präskription, sondern von mehreren (praescriptiones). Allerdings würde auch schon eine einzige zur Erreichung des Zweckes, das ist zur Abweisung der Klage, hinreichen, aber er zählt in Glaubenssachen deren drei auf: 1) praescriptio veritatis (Kap. 20-30, vgl. besonders Kap. 20 und 35), 2) praescriptio principalitatis (Kap. 31-35) gegenüber der posteritas oder novitas haereticorum cfr. Marc. I, 1 und 3) praescriptio proprietatis (Kap. 36----40). Die genauere Bedeutung dieser Ausdrücke erhellt aus unserer Übersetzung.
Die Idee, diese Prozeßform auf die Theologie anzuwenden, lag dem Juristen nahe und schwebte unserm Autor z. B. vor, als er das zweite Buch ad not. schrieb 13), ebenso schon bei der Schrift über die Taufe 14), und er erwähnt sie auch sonst unzählige Male, so daß man sieht, es war eine seiner Lieblingsideen. Hier aber hat er sie theoretisch durchgeführt und zur Anwendung |631 gebracht, damit namentlich ungelehrte Christen vor der Verführung durch Häretiker vollkommen sicher gestellt würden.
Was die Zeit der Abfassung betrifft, so fehlt es an bestimmten Kennzeichen. Die Ansicht, daß sie der montanistischen Zeit angehöre, hat heute meines Wissens keinen Vertreter mehr. Sie gründete sich nur auf die Stelle Marc. I, 1, wo es heißt: Sed alius libellus sustinebit hunc gradum adversus haereticos, etiam sine retractatu doctrinarum revincendos, quod hoc sint de praescriptione novitatis. Hier sollte die Futurform als Zeichen gelten, daß die besagte Schrift erst noch werde geschrieben werden. Allein jeder Kenner des Tertul-lianschen Stiles weiß, daß bei ihm das Futurum außerordentlich häufig als Potentialis gebraucht wird 15). Es ist das der einzige Grund, der für die spätere Datierung vorgebracht worden ist. Andererseits ist zwischen den Zeilen zu lesen, daß die Schrift aus einer Zeit stammt, wo dem Autor die Bekämpfung der Häretiker überhaupt sehr am Herzen lag. Er nennt sie Kap. 1 einen Mahnruf (admonitio), zu welchem ihn die Zeitverhältnisse aufgefordert haben, und wenn er sagt, er habe auch ihn (etiam hanc) ergehen lassen, so liegt darin ausgedrückt, daß er kurz vorher schon einen solchen Mahnruf hat ergehen lassen. Man wird dabei unwillkürlich an Scorpiace erinnert. Da kein Ausdruck auf eine Zeit der Verfolgung hindeutet, so wären wir geneigt, sie an das Ende der Severianischen Verfolgung und an den Anfang der ruhigen Zeit, etwa 204, zu setzen, auch deswegen, weil der Autor am Schluß Kap. 45 sagt, er wolle in Zukunft gegen die einzelnen häretischen Genossenschaften schreiben. Sie kann aber auch schon einige Jahre vorher geschrieben sein.
Was nun die ändern dogmatischen Schriften betrifft, so ist es unsere Absicht, ein Gesamtbild der diesbezüglichen Tätigkeit Tertullians in gedrängter Darstellung zu geben und zu zeigen, wie er nach wohlüberlegtem Plan im ganzen wie im einzelnen gearbeitet hat, nicht aber |632 sein dogmatisches Lehrsystem vorzuführen 16). Wir werden uns also vorwiegend an die Charakterisierung der einzelnen Schriften und die bibliographische Seite halten.
Zu den ältesten Schriften dieser Gattung scheint die gegen die Valentinianer zu gehören 17). Mitglieder dieser zahlreichen Sekte hatten schon während der Severianischen Verfolgung die Aufmerksamkeit Tertullians auf sich gezogen durch ihre Rührigkeit, womit sie den Mitgliedern der Kirche vorspiegelten, den Märtyrertod zu leiden sei nicht Pflicht der Christen. Von ihrem Lehrsystem hatte er eine sehr geringe Meinung, es darzulegen heißt schon es widerlegen (Scorp. 1, Val. 6), was mit Laune und Sarkasmus geschieht. Es wird ganz von obenherab behandelt. Eingehende Besprechung aber verdient Tertullians Hauptwerk auf dogmatischem Gebiet, die fünf Bücher gegen Marcion, welche er in längeren Zwischenräumen 207 bis etwa 212 verfaßte.
Die fünf Bücher gegen Marcion. 207 ff. n. Chr.
Marcion, seinem Stande nach ein reicher Schiffseigentümer oder Rheder aus Pontus, einem noch halb in der Barbarei steckenden Grenzlande des Römerreiches, warf sich, wahrscheinlich nachdem er sein Geschäft aufgegeben, auf das Gebiet philosophisch-theologischer Spekulationen und wurde, nachdem er früher Katholik gewesen, Stifter einer neuen häretischen Schule. Er kam um die Mitte des zweiten Jahrhunderts nach Rom, nahm dort das katholische Christentum an, verfiel aber dem Einflüsse des syrischen Gnostikers Kerdon, dessen System er weiter ausbildete, wurde unter Eleutherius als anruhiger Häretiker aus der Kirche ausgeschlossen und starb außerhalb der kirchlichen Gemeinschaft um 180 18). |633 Er ging in seinem System von dem Gedanken aus, strafende Gerechtigkeit stehe mit Liebe und Güte in unvereinbarem Widerspruch, sie seien sich gegenseitig ausschließende Eigenschaften und könnten sich darum auch in einem und demselben göttlichen Wesen nicht vorfinden. Man müsse deshalb zwei verschiedene Götter annehmen, einen höheren, den Gott der reinen Güte, und einen niederen, den Gott der bloßen Gerechtigkeit, des rächenden und strafenden Zornes. Letzterer sei der Gott des Alten Bundes, Jahve. Weil er aus der vorhandenen Materie die Welt und das Menschengeschlecht gebildet habe, heiße er Demiurg.
Der Demiurg strafte die Übertretung seines ersten Gebotes, den Sündenfall, an den Menschen mit Härte und Strenge, wählte sich aber die Juden als sein Lieblingsvolk aus und verhieß ihnen einen Messias, der ein großer Kriegsheld sein und ihnen die Weltherrschaft verschaffen sollte. Statt dessen erbarmte sich nun aber nach langer Zeit endlich der höhere, den Menschen bis dahin gänzlich unbekannte Gott und sandte seinen Sohn Christus als wahren Messias für das ganze Menschengeschlecht, um es von der Herrschaft des Demiurgen zu befreien. Derselbe gab sich anfangs in weiser Akkommodation für den verheißenen Messias des Jahve aus, wirkte diesem aber in Lehre und Beispiel überall entgegen, weshalb er endlich von den Juden auf Anstiften Jahves ans Kreuz gebracht wurde. Er litt aber nur zum Schein, wie er denn auch nur einen Scheinleib hatte, nicht wirklich geboren und nicht wahrhaft Mensch geworden war, weil der obere Gott nicht mit der unreinen Materie in Verbindung treten konnte.
Auf diesem rationalistischen Wege suchte Marcion also vier schwierige Probleme der Spekulation auf einmal zu lösen: die Verträglichkeit des Richteramtes mit der Liebe und Güte in Gott; den Widerstreit zwischen Gut und Bös im Menschen, damit die Frage nach dem freien Willen; die zwischen Altem und Neuem Testamente, Judentum und Christentum, bestehenden |634 Verschiedenheiten und endlich die Möglichkeit der Inkarnation. Außerdem leugnete Marcion auch noch die Auferstehung und verwarf die Ehe, eine Irrlehre, die mit der anderen von der Unreinheit, ja Sündhaftigkeit der Materie zusammenhing.
Die ausführliche Widerlegung dieses rationalistischen Systems war eine ebenso lohnende als schwierige Aufgabe für einen Theologen jener Zeit. Tertullian widmete sich ihr mit Eifer und mit seiner ganzen Arbeitskraft eine Reihe von Jahren hindurch. Die Frucht dieser Arbeiten war eine ganze Gruppe von Schriften, wovon uns drei erhalten sind: adv. Marcionem I-V, de carne Christi und de resurrectione. Die umfangreichste darunter, sowie auch die reifste, durchdachteste und fleißigste ist das aus fünf Büchern bestehende Werk gegen Marcion. Nachdem er durch seine Präskriptions-methode den Grund gelegt und den Nachweis geliefert hatte, daß die Häretiker der Kirche gegenüber keine Berechtigung haben, gehört zu werden, sondern aus generellen Gründen von vornherein abzuweisen seien 19), greift er jetzt deren Irrtümer im einzelnen an, vor allem die Irrtümer Marcions und ihre gemeinsame Grundlage, den Dualismus. Er zeigt in streng syllogistischer Weise mit unwiderstehlicher logischer Schärfe, in einer Art, die lebhaft an die spätere aristotelisch-scholastische Methode erinnert, deren Unhaltbarkeit, begründet andererseits ebenso fest die richtigen Lehren, verteidigt sie gegen rationalistische und exegetische Bedenken und beweist sie aus der Hl. Schrift und Geschichte. So lieferte er eine Widerlegung des Mar-cionismus, wie sie nicht leicht eine Häresie so rasch und so gründlich erfahren hat.
Plan und Methode der Arbeit sind wieder völlig natur- und sachgemäß. Grundgedanke und oberste Tendenz des Ganzen ist die Beseitigung des Dualismus. In Buch I beweist er also auf philosophisch rationellem Wege, daß es nur ein höchstes Gut geben könne c. 2-9. Dasselbe habe sich dem Menschen von dessen erster |635 Erschaffung an allzeit in passender Weise geoffenbart c. 10-19. Die Auseinanderreißung der beiden göttlichen Eigenschaften, Gerechtigkeit und Güte, enthalte keine höhere Idee von Gott, sondern vernichte im Gegenteil seine Existenz; auch das Gesetz und Evangelium können nicht dabei bestehen c. 20-29. In diesem Buche finden sich bereits Gedankengänge, die Ähnlichkeit haben mit dem späteren ontologischen Gottesbeweise.
Da also die Annahme zweier Gottheiten widersinnig ist, so bleibt nur der eine wahre Gott übrig, der mit dem Weltschöpfer ein und derselbe ist und sich gerade durch die Erschaffung der Welt als der ewig gütige geoffenbart hat. II, c. 1-4. Weder der Güte Gottes noch dessen übrigen Eigenschaften, besonders der Allmacht und Allwissenheit, widerstreitet die Existenz des Bösen in der Schöpfung. Dasselbe ist durch den Mißbrauch der Willensfreiheit der vernünftigen Geschöpfe hineingekommen c. 5-10. Auch in der Regierung der Welt, der Leitung des Menschengeschlechtes und der Ausführung des Ratschlusses der Erlösung, wie sie in der heiligen Geschichte bezeugt werden, zeigt sich Gott bei aller Strenge und Gerechtigkeit doch stets als der gütige c. 11-12.
Die drei folgenden Bücher sind der Christologie gewidmet und der Stoff ist in der Weise verteilt, daß Buch III die Lehre vom Erlöser im allgemeinen darlegt und beweist, während Buch IV und V speziell gegen das sog. Evangelium Marcions und dessen Antithesen gerichtet sind. Hinsichtlich der Lehre der Kirche vom Erlöser wird zuerst als Einleitung der Gedanke begründet, daß derselbe nicht unvermittelt, nicht unangemeldet und unerwartet kommen durfte, wenn er als solcher bei den Menschen Glauben finden wollte, III c. 1-4. Da der zu erwartende Nachweis zumeist aus der Hl. Schrift, besonders aus den Weissagungen des Alten Testaments geschöpft werden mußte, so werden wir zuvörderst durch einige hermeneutische Erörterungen über deren Methode orientiert c. 5-7. Sodann wird die Lehre Marcions widerlegt: Christus habe nur einen Scheinleib besessen c. 8-11 und bewiesen, daß der unter Kaiser Tiberius erschienene Christus volltändig dem |636 Bilde entspreche, welches man sich von seinem Namen, Auftreten, seiner Tätigkeit, seinem Leben und Sterben gemäß den Weissagungen der Propheten des Alten Testaments zu entwerfen habe, daß er also für den von ihnen angekündigten Messias zu halten sei c. 12-19. Ebenso sind die für die Zeit nach seinem Tode geweissagten und ihn noch betreffenden Ereignisse eingetreten, das Wirken der Apostel, die Ausbreitung des Christentums und der Kirche, die Schicksale Jerusalems und des jüdischen Volkes c. 20-24.
Zur Beglaubigung seiner Lehren hatte Marcion die Hl. Schrift entsprechend zugestutzt. Während er das Alte Testament, als vom Demiurgen herrührend, ganz verwarf, nahm er vom Neuen nur das Evangelium Lukas und zehn Briefe des hl. Paulus, nämlich den an die Galater, die zwei an die Korinther, den an die Römer, beide an die Thessalonicher, den an die Laodiceer (Epheser), Kolosser, Philipper und den an Philemon als echt an. Der paulinischen Briefe bediente er sich namentlich gern, weil Paulus darin öfters gegen das Judentum polemisiert. Aber auch diese Teile der Hl. Schrift, mit Ausnahme des kleinen Briefes an Philemon, hatte er verstümmelt und ausgemerzt, was in sein System nicht paßte. Vom Evangelium des Lukas ließ er die Geschichte der Geburt und Kindheit Jesu weg, so daß es erst mit Kap. 3, Vers 14 begann. Auch zwischendurch hatte er viele Stellen getilgt und es so eingerichtet, daß daraus hervorgehen sollte, Christus habe überall als Gegner des bloß gerechten Gottes geredet und gelehrt, und er sei der Gesandte des bis dahin unbekannten höchsten Gottes der reinen Güte. Demgegenüber zeigt Tertullian in Buch IV an der Hand des Marcionitischen Evangeliums selber, daß gerade das Gegenteil richtig und selbst das verstümmelte Evangelium noch ausreichend sei, die volle Übereinstimmung zwischen Christus und Jahve, Neuem und Altem Testament zu konstatieren; ja ohne letzteres bleibe ersteres ganz unverständlich. Somit sei der Christus Marcions weder der wahre Christus des Alten noch des Neuen Testamentes. Marcion, frustra laborasti. Christus enim Jesus in evangelio tuo meus est, schließt |637 er Buch IV, und in derselben Weise verfährt er in Buch V mit den zehn Briefen Pauli.
In den beiden letzten Büchern verläßt Tertullian also den Weg der theologischen Spekulation; die sog. Bibel Marcions in der Hand, folgt er ihr beinahe Vers für Vers und zeigt, daß die darin enthaltenen Lehren, Aussprüche und Begebenheiten völlig mit dem Alten Testament harmonieren, darin entweder zum Teil sogar wörtlich enthalten sind, oder doch geweissagt wurden. Da er die Belegstellen überall beibringt, so hat sich dieser Teil seiner Arbeit zu einer Mosaik aus Schriftstellen gestaltet. An dieselben werden Bemerkungen, meist exegetischen oder hermeneutischen Inhaltes geknüpft. Erörterungen von allgemeinem Interesse fehlen nicht, treten aber wie natürlich sehr zurück. Diese Art der Widerlegung war ebenso schlagend als für den Verfasser mühsam und zeitraubend; aber bei dem eigentümlichen Verfahren Marcions war sie nicht zu umgehen und ein verdienstvolles Unternehmen. Sie gibt Zeugnis dafür, daß der Autor ebensoviel geduldigen Fleiß als logische Schärfe des Urteils besaß. Man kann diese beiden Bücher nur lesen, indem man stets die Hl. Schrift zur Hand hat. Ihre Wichtigkeit für das Schriftstudium aber ist gleich groß für Exegese und Hermeneutik wie für die Texteskritik und die Geschichte des Kanon. Der lateinische Text, den Tertullian bietet, ist nämlich älter als unsere ältesten Bibelhandschriften und stimmt mit unserer jetzigen Vulgata oft nicht überein. Manche behaupten, Tertullian habe den griechischen Text zugrunde gelegt und die Übersetzung selbst gemacht, andere dagegen, er habe den griechischen Text gar nicht gekannt 20). Ohne dieser letzteren Ansicht beizutreten, müssen wir doch anerkennen, daß seine lateinische Übersetzung nicht di& der Vulgata ist und daß dieselbe sich im Alten Testament eng an die Septuaginta anschließt.
In dogmatischer Hinsicht besteht der Wert des |638 Werkes gegen Marcion darin, daß Hauptdogmen des Christentums in so schöner, in einer für so frühe Zeit überraschend erschöpfender und formell so trefflicher Weise behandelt werden, nämlich die Einheit Gottes, die Erschaffung der Welt, die natürliche Gotteserkenntnis und ihr Verhältnis zur übernatürlichen, die Willensfreiheit des Menschen, der Ratschluß der Erlösung, die Inkarnation, die beiden Naturen in Christus, und der Opfertod des Erlösers. In der Art der Behandlung ist er seiner Zeit weit vorausgeeilt. Ohne die Philosophie und Vernunfterkenntnis gering zu schätzen, ist er sich doch ihrer Grenzen bewußt und läßt sich nicht von dem festen Boden des christlichen Dogmatikers hinweglocken. Die Hl. Schrift und die tradierte regula fidei 21) sind für ihn die Quellen der Dogmatik, auf ihnen fußend geht er denselben sicheren Gang und festen Schritt, wie der aristotelisch-scholastische Dogmatiker des Mittelalters, wenn er, ohne der Phantasie und dem Gefühl Spielraum zu gestatten, die in der regula fidei und Hl. Schrift niedergelegte Wahrheit erhebt, mit Hilfe der Vernunft erweitert und vertieft und die Nebel der halbwahren und unklaren Erkenntnis zerstreut, in welchen die Häresie sich wohl fühlt. Er war hierin ein würdiger Nachfolger des hl. Irenäus, den er aber an Schärfe, Abrundung in der Form und Fruchtbarkeit übertrifft. Seine zahlreichen, ineinander greifenden, dogmatischen Schriften sind eine würdige Vorhalle der katholischen Dogmatik, gegründet auf richtigem und solidem Fundament, und eine angemessene Inauguration der in dem Ausbau der christlichen Theologie sich kundgebenden Geistestätigkeit.
Auffallend wird diese Behauptung erscheinen gegenüber der Tatsache, daß Tertullian die Mehrzahl dieser gegen die Häretiker gerichteten dogmatischen Werke als Montanist 22) schrieb und daß er, als er das vierte Buch gegen Marcion herausgab, sogar seine montanistische Hauptschrift de ecstasi bereits verfaßt hatte (adv. Marc. |639 IV, 22 cfr., III, 2). Fassen wir diesen Punkt näher ins Auge. Es handelte sich bei dem damaligen Stande des Montanismus noch nicht um eine klar zutage tretende Irrlehre, sondern um die praktische Frage: Ist das montanistische Prophetentum als ein wahres und als eine Fortsetzung des altchristlichen Charisma der Prophétie anzusehen oder nicht? Tertullian bejahte, die Mehrzahl der Christen verneinte diese Frage. Die römischen Bischöfe verwarfen die montanistische Prophétie, aber erst nach längerem Zögern. Gerade der Papst Zephyrin (199-217) scheint nahe daran gewesen zu sein, den Montanisten die Kirchengemeinschaft zu gewähren 23). Bei dem sittlich-ernsten Charakter derselben ist das nicht zu verwundern, und manche Gelehrte sind geneigt, sie in dem damaligen Stadium ihrer Entwicklung für bloße Schismatiker, nicht für Häretiker, zu erklären 24). Bei dieser Lage der Sache ist nicht zu erwarten, daß die montanistischen Irrtümer sofort einen zerstörenden Einfluß auf die sonstige Rechtgläubigkeit ihrer Anhänger ausübten und daß sie das sonstige Glaubenslicht trübten oder auslöschten, wenngleich zu weiteren Verirrungen und tieferem Falle der Anfang gemacht war. So hat denn die Vorliebe für das neue Prophetentum anfangs auch für die Orthodoxie Tertullians noch keinen tiefer greifenden Einfluß, auch in den Büchern gegen Marcion ist ein solcher nicht bemerkbar, zumal die dort behandelten Themata an sich |640 in keinem Konnex mit den montanistischen Lehren stehen. Seines beliebten Traditions- und Präskriptions-beweises z. B., der nur vom Standpunkte der allgemeinen Kirche ausgeführt werden kann, bedient er sich auch als Separatist mit Vorliebe, ganz als ob er noch Mitglied der Kirche wäre. Immer gilt ihm noch als Grundlage der Orthodoxie die: Principalitas veritatis, vorangestellt der posterioritas mendacitatis (Praescr. 31) oder wie er es Marc. I, l etwas weitläufiger ausdrückt: In tantum enim haeresis deputabitur, quod postea inducitur, in quantum veritas habebitur, quod retro et a primordio traditum est. Ja, so sehr ist er von der Einheit des auf der gemeinsamen Glaubensregel sich aufbauenden Glaubensbekenntnisses überzeugt, daß er selbst in den montanistischen Streitschriften diese Glaubenseinheit als Kriterium dafür anruft, daß die montanistische Prophétie nicht Pseudoprophetie sein könne, und er hat sich in Widersprüchen abgearbeitet, als er einerseits die montanistische Disziplin als neu und anderseits als apostolisch nachweisen wollte.
Das erste seiner fünf Bücher gegen Marcion schrieb Tertullian in der zweiten Hälfte des Jahres 207 n. Chr. 25) und er wird in der Folgezeit fleißig an den drei nächsten Büchern gearbeitet haben. Denn im dritten Buche drückt er sich so aus, als beabsichtige er auch das vierte und fünfte Buch in ununterbrochener Aufeinanderfolge abzufassen: quoniam ipsum quoque Marcionis evangelium discuti placuit (was in Buch IV geschieht), de speciebus doctrinarum et signorum il l u c differamus, quasi in rem praesentem 26). Das geschah aber nicht, ja hinsichtlich des fünften Buches steht sogar fest, daß es erst geraume Zeit später als das vierte verfaßt wurde 27). Daß das ganze Werk reif und durchdacht ist, geht nicht nur daraus hervor, daß er langsam und planmäßig arbeitete 28), sondern noch mehr daraus, daß das uns |641 vorliegende Werk bereits die dritte Bearbeitung desselben Gegenstandes ist. Seine erste Schrift gegen Marcion war klein gewesen und hatte ihm selber nachher nicht mehr genügt. Er arbeitete daher eine größere aus, jedoch das Manuskript ging ihm durch Diebsfahl verloren, bevor es durch Abschriften vervielfältigt worden war. Tertullian ließ sich dadurch nicht von seinem Vorhaben abschrecken, sondern ging von neuem an die Arbeit und schuf 207 und die folgenden Jahre das Werk, welches wir noch besitzen, das ausführlicher war als das ihm entwendete und das auch hinsichtlich der Anordnung des Stoffes von dem früheren in einigen Punkten abweicht. Auf eine der früheren Bearbeitungen werden sich wohl die Äußerungen beziehen lassen, die er Scorp. c. 4 hinsichtlich seiner Tätigkeit gegen die Marcioniten macht. Denn das agitatorische Hervortreten derselben gegen die Katholiken während der Verfolgung war es gerade, was unsern Autor zur Bekämpfung dieser und der ändern Häretiker aneiferte. Wie sehr ihm dieselbe am Herzen lag, sehen wir am deutlichsten aus den erwähnten wiederholten Bemühungen und erneuten Bearbeitungen.
Um die Grundgedanken und den Plan des ganzen Werkes wie mit einem einzigen Blicke überschauen zu können, dürfte folgendes Dispositionsschema dienlich sein:
I. Beseitigung des von Marcion behaupteten Dualismus in Gott. Lib. I. Nachweis der Einheit Gottes
a) hinsichtlich seiner Person c. 2 -9,
b) hinsichtlich seiner Erkennbarkeit c. 10-19,
c) hinsichtlich seiner Eigenschaften, speziell seiner Güte und Gerechtigkeit c. 20 - 29.
II. Beseitigung des Marcionitischen Dualismus in der Welt. Lib. II.
a) Das Vorhandensein des Bösen in der Welt führt nicht auf zwei verschiedene schöpferische Prinzipien c. 5 - 11.
b) Ebensowenig die Leitung und Regierung der Welt, soweit sie uns aus der Hl. Schrift bekannt ist c. 12 - 29. |642
III. Beseitigung des Marcionitischen Dualismus in Bezug auf Christus. Zwei Christus sind weder verheißen noch erschienen. Lib. III-V.
a) Die Person Christi betreffend ist nur ein Christus verheißen und auch nur einer erschienen. Lib. III.
1) Daß derselbe lange vor seinem Erscheinen angekündigt wurde, war notwendig c. 1-7.
2) Marcion unterscheidet den angeblich in einem Scheinleibe erschienenen Christus des guten Gottes von dem jüdischen Messias. Widerlegung c. 8-24.A. Christus hatte keinen Scheinleib c. 8-11.
B. Der unter Tiberius erschienene Christus ist der im Alten Testamente verheißene Messias der Juden c. 12-24.b) Beseitigung des Marcionitischen Dualismus hinsichtlich de r Lehre und des Lebens Christi, bezw. der beiden Testamente. Lib. IV und V.
1) Selbst das von Marcion rezipierte und verstümmelte Evangelium nach Lukas harmoniert auch mit dem A. Testam. und dessen Messiastheorie. Lib. IV.
2) Dasselbe gilt von den rezipierten, aber ebenfalls verfälschten zehn Briefen Pauli. Lib. V.
Tertullian schließt diese seine umfangreichste Schrift, deren beide letzten Bücher ihm sicherlich viel Zeit und Arbeit gekostet haben, mit dem Siegesrufe: "Marcion, du hast dich vergebens bemüht; dein Christus ist der meinige!"
De carne Christi.
In der Hauptsache gegen Marcion gerichtet ist auch die Schrift De carne Christi. Die Gnostiker in ihren verschiedenen Verzweigungen leugneten die Menschwerdung des Sohnes Gottes im wahren und |643 eigentlichen Sinne, gingen aber auseinander, wenn es sich darum handelte anzugeben, welcher Art die Verbindung zwischen dem himmlischen Äon Christus und der von ihnen postulierten irdischen Erscheinung desselben (dem Menschen Jesus) gewesen sei. Die einen erklärten, daß die ganze sichtbare Erscheinung Christi ein Phantasma gewesen sei, andere sagten, der Leib Jesu sei seelenartiger Substanz gewesen, wieder andere, er sei aus demselben Stoff wie die Gestirne gebildet. Tertullian hat diese Ansichten sämtlich im einzelnen, zuerst die des Marcion, dann jene des Apelles und Valentinus und endlich die des Alexander behandelt. Er bekämpfte sie durch Berufung auf die Bibel und durch theologische Darlegungen. Seine Exegese ist freilich nicht immer einwandfrei, seine Darlegungen sind hier und da gezwungen. Im übrigen ist die Schrift gewandt, gründlich und in dogmatischer Hinsicht sehr wertvoll, indem darin die Lehre von den beiden Naturen in Christus, von dem wahren menschlichen Leib und der wahren menschlichen Seele desselben dargelegt wird. Letztere wird nur beiläufig, aber doch unzweideutig ausgesprochen. Was die Abfassungszeit angeht, so muß man sich begnügen, ihre Stelle unter den übrigen Schriften im allgemeinen festzustellen. Zitiert wird in ihr das vierte Buch gegen Marcion (c. 7), und ihrerseits diente sie als Grundlage und Einleitung zu der Schrift über die Auferstehung des Fleisches (de res. 2). Sie wird deshalb in die Jahre 210-212 fallen.
Gegen Hermogenes.
Hermogenes, ein mit Tertullian gleichzeitig lebender Häretiker, seines Zeichens ein enkaustischer Maler, hatte sich eine eigentümliche Schöpfungstheorie ausgebildet, die wir auch aus dem Berichte der Philosophumena lib. VIII c. 17 kennen. Darnach versuchte er eine Vermittlung zwischen dem Gnostizismus und der Kirchenlehre in diesem Lehrstücke. Er ließ nämlich die Materie nicht geradezu schlecht sein, wie die Gnostiker annahmen, sondern weder gut noch böse, also indifferent; sie bewege sich beständig in indifferenter Weise zwischen Gut und Böse. Er hielt |644 dieselbe für ewig und unerschaffen und läßt Gott aus ihr die Welt gestalten dadurch, daß er sich ihr nähert. Übrigens verwende Gott dazu nur einen Teil der Materie. Die Philosophumena geben uns auch über die Logoslehre und Christologie des Hermogenes Aufschluß, worüber uns Tertullian nichts mitteilt. Darnach ließ er Christus wirklich aus der Jungfrau geboren werden, leiden, von den Toten auferstehen und dann zum Vater zurückkehren, während sein Leib in der Sonne blieb. Er stand also der Kirchenlehre immerhin näher als der große Haufe der Gnostiker.
Tertullians Schrift gegen ihn bildet einen integrierenden Bestandteil seines Kampfes gegen die zeitgenössischen Häresien und speziell eine Ergänzung der Bücher gegen Marcion, in welchen die Schöpfungsgeschichte nur flüchtig berührt wurde. Er beweist darin die Ungereimtheit der Annahme einer ewigen Materie zunächst aus der Natur der Sache auf logisch-syllogistischem Wege; dann zeigt er, daß diese Lehre nicht, wie Hermogenes behauptet hatte, die der Hl. Schrift sei. Gott habe auch nicht aus einer chaotischen Materie erschaffen, wohl aber die Welt nach und nach gebildet und sich bei der Erschaffung und Bildung seiner ihm innewohnenden persönlichen Weisheit, der Sophia, bedient, was an der Hand der Weisheitsbücher nachgewiesen wird.
Im ersten Teile verfährt der Autor rein philosophisch, indem er den Gegner aus seinen eigenen Prinzipien widerlegt. Dabei zeigt sich seine dialektische Gewandtheit und logische Schärfe in ihrer ganzen Stärke. Er hat nicht nur das System des Hermogenes speziell gründlich widerlegt, sondern auch für seine Zeit das Beste vorgebracht, was sich gegen die Annahme einer ewigen Materie überhaupt sagen läßt. Im zweiten Teile hat er mit Besonnenheit und Objektivität die Lehre der Hl. Schrift über die Schöpfung und deren Einzelheiten eruiert.
Die Zeit der Abfassung anlangend, schließt die Schrift sich an Buch I gegen Marcion unmittelbar an und steht mit demselben in naher Beziehung. Jedenfalls ist sie noch vor dem zweiten Buche gegen Marcion |645 geschrieben, indem sich adv. Hermog. c. 10 und 16 Hinweise auf Themata finden, welche dort behandelt werden. Es wäre aber immerhin auch möglich, daß Tertullian bei seinen Hinweisungen nicht unser jetziges, sondern sein verloren gegangenes erstes Werk gegen Marcion im Auge hatte, das ja dem unsern in der Anlage ähnlich gewesen ist und sogar, was jetzt in Buch I und II getrennt behandelt wird, im ersten Buche abgemacht hatte (Marc. H, c. 1). Dann würde adv. Hermog. der Zeit nach den Präskriptionen näher stehen als unsern jetzigen Büchern gegen Marcion, was auch innerlich wahrscheinlicher ist. Abgesehen von den erwähnten Hinweisen gibt es noch andere Spuren, welche das Werk dem dogmatischen Schriftenkreise zuweisen. In c. l wird die Präskriptionsschrift vorausgesetzt. Die Stelle c. 11 zeigt denselben Gedankengang wie Marc. I, c. 3-7; was dort summum magnum genannt ist, heißt hier noch besser summum bonum. Die Abfassung wird also in den Zeitraum von 200-204 fallen. An Einzelheiten aus der Schrift adv. Hermog. sei noch bemerkt, daß er c. 31 ein Beispiel von der Erbauung eines Theaters und eines Zirkus hernimmt, wozu er durch lokale Ereignisse veranlaßt sein kann, daß er c. 36 seine Lehre von der corporalitas animae vorträgt und c. 44 der Eigenschaffen des Magneten erwähnt. Im Vorbeigehen spricht er einmal c. 3 subordinatianische Ansichten in entschiedener Weise aus.
De anima.
Hervorragende Verdienste hat sich Tertullian um die Psychologie erworben. Bald nach der soeben besprochenen Schrift gegen Hermogenes über die Schöpfungslehre hat er eine solche gegen denselben Häretiker gerichtet über den Ursprung der menschlichen Seele (de censu animae), den er aus dem Anhauch Gottes Gen. 2, 7 ableitet, nicht aus der Materie wie sein Gegner. Diese Schrift ist nicht erhalten, wird aber vom Verfasser öfters erwähnt, so An. 1. 3.11. 21. 22. 24.
Ziemlich spät, wahrscheinlich erst unter Caracalla, verfaßte er die Schrift De anima, welche zu seinen bedeutendsten gehört. Man hat sie neuerdings treffend kurz dahin charakterisiert: sie sei die erste christliche |646 Psychologie, welche im Streben nach systematischer Auffassung und in selbständiger Weise geschrieben wurde. Tertullian ging mit dem Bewußtsein an seine Arbeit, daß aus der inneren Wahrheit der christlichen Lehre ein neues Licht auf die dem Menschen selbst angehenden Fragen fallen müsse, in welchen die menschliche Vernunft sich bisher unter vielfachen Widersprüchen ---- bei den Philosophen des Altertums ---- bewegt hatte. Von einem unversöhnlichen Gegensatz zwischen göttlicher Lehre und wissenschaftlichen Anforderungen hat er sich nichts träumen lassen 29); denn daß er ein Feind der Philosophie überhaupt gewesen sei, ist eine falsche Beschuldigung. Den einseitigen und schroffen Urteilen über die Philosophen dient, wenn auch nicht zur Entschuldigung, so doch zur Erklärung die Tatsache, daß er in ihnen die "Patriarchen der Häretiker" sah. In Betreff der speziellen Schwierigkeiten einzelner Punkte, namentlich des Traducianismus und der sog. Körperlichkeit der Seele, verweisen wir auf die unten zitierte Schrift.
Die Abfassungszeit kann nur annähernd bestimmt werden. De anima ist später als das zweite Buch gegen Marcion (c. 21) und später als die zweite (verloren gegangene) Schrift gegen Hermogenes: de censu animae (c. 1), früher aber als die gleich zu besprechende Schrift de res. carnis (vgl. de res. 2.17. 42. 45). Als Tertullian sie schrieb, war der volle Bruch mit der Kirche vollzogen, und er hielt gesonderte montanistische Gottesdienste ab (c. 9).
Über die Auferstehung des Fleisches.
An die Schrift über die Seele schließt sich die über die Auferstehung des Fleisches an, welche die Erbauung eines Odeons, eines Konzertgebäudes in Karthago, erwähnt (c. 42). Sie ist, wie schon bemerkt, nach de anima, aber vor adv. Marc. V geschrieben 30). Im Schlußkapitel spricht der Verfasser den kühnen Satz |647 aus: Die neue Prophétie, die aus dem Paraklet hervorquillt, habe allen Zweideutigkeiten in den heiligen Urkunden, deren sich die Häretiker bedienten, um Zweifel gegen die Auferstehung des Fleisches hervorzurufen, ein Ende gemacht. Er stellt sie damit eigentlich über die Hl. Schrift, hat sich aber trotzdem in seiner Abhandlung nur der letzteren zu Beweisen bedient. Dieselbe erschöpft sozusagen den dogmatischen Stoff und sammelt die Beweisstellen der Hl. Schrift über diesen christlichen Lehrsatz vollständig; sie übertrifft bei weitem die Darstellungen von Athenagoras, Tatian und anderen und bildet einen würdigen Abschluß dieses Zweiges der Tätigkeit des großen Karthagers.
Gegen Praxeas.
Nun erübrigt noch eine bedeutungsvolle dogmatische Schrift, welche außerhalb des Kreises der gnostischen Häresieen steht : die Schrift gegen Praxeas.
Diese Schrift verfaßte Tertullian gegen den patri-passianischen Monarchianismus, zugleich um den Vorwurf zu widerlegen, die Trinitätslehre zerstöre die Einheit des göttlichen Wesens. Es war schon einige Zeit verflossen, seitdem Praxeas zum erstenmal in Karthago aufgetreten war. Dieser war nämlich in Rom selbst unter einem früheren Bischöfe von Rom gegen die Montanisten tätig gewesen, hatte aber gleichzeitig die Keime einer anderen Häresie, des Patripassianismus, dort ausgestreut. Dann ging er nach Karthago. Hier trat Tertullian ihm entgegen, er wurde als Häretiker erkannt und überführt und unterschrieb dann ein orthodoxes Glaubensbekenntnis. Nach längerer Zeit glaubte Tertullian, der selbst sich bereits längst von den Katholiken des Montanismus halber getrennt hatte, daß in seiner Umgebung die früher überwundene Häresie wieder auflebe. Um sie wieder auszurotten, verfaßte er diese Schrift, in welcher er die katholische Lehre von der Trinität allseitig darlegen und begründen will. Speziell führt er den Nachweis, der Sohn sei eine vom Vater verschiedene Person, die in der einen göttlichen Wesenheit |648 wurzle und durch die Einheit der Substanz mit dem Vater verbunden sei.
Wenn der römische Bischof, unter welchem Praxeas 31) in Rom gegen die Montanisten auftrat, Zephyrinus war, so schrieb Tertullian die Schrift gegen Praxeas unter dessen Nachfolger Callistus. Auf den Bruch mit der Kirche blickt er als auf eine in der Vergangenheit und nicht erst in allerletzter Vergangenheit liegende Tatsache (c. 1). Jedenfalls ist die Schrift die jüngste unter den antihäretischen Schriften Tertullians, wahrscheinlich die letzte Schrift, die wir ihm verdanken. Die Methode ist dieselbe wie in den dogmatischen Schriften überhaupt, und sie ist wie fast alle Schriften unseres Autors nach einer wohlüberlegten Disposition ausgearbeitet; der leitende Grundgedanke ist im Schlußkapitel klar ausgesprochen, nämlich: Der starre Monotheismus, der Standpunkt des Judentums, ist die niedere Stufe der Erkenntnis Gottes, über welcher sich die christliche Trinitätslehre als die vollkommene Stufe der Gotteserkenntnis erhebt. In ihr ist jetzt allein Heil zu finden. Der Subordinatianismus, den Tertullian vertritt (der Sohn ist portio ex summa, modulo alius, vgl. auch Apol. 21, die perfecta nativitas desselben findet erst bei der Weltschöpfung statt), ist nicht häretisch, sondern ein unzulänglicher Versuch, das große Glaubensgeheimnis aufzuhellen. Ditheist oder Tritheist ist er so wenig, daß er sich wiederholt gegen eine solche Anschuldigung ausdrücklich verwahrt (c. 13. 19. 30). Im Glauben will er mit der Kirche gehen, die drei Personen in dem einen göttlichen Wesen bekannte. Durch die öftere starke Betonung, daß auch der Sohn und der Hl. Geist wahrer Gott sind und das göttliche Wesen nur eines ist, sucht er die Konsequenzen abzuwehren, die aus seinem Subordinatianismus gezogen werden konnten. Für die Christologie ist von besonderer Wichtigkeit das 27. Kapitel.
Anmerkungen
1. 1) Vgl. jedoch in Betreff der Abfassungszeit das unten bei De pudic. Gesagte.
2. 2) Auffallend wenig Bibelstellen kommen vor in Ad uxor. I, De cultu fem. I, De paenit., De test. animae, gar keine in De pallio und Ad Martyres, auch das Apolog. ist arm daran, was sich aber aus dem Zweck desselben erklärt.
3. 1) Hoppe Syntax und Styl. Tert. S. 5, welcher der Ansicht ist, es habe zu Tert. Zeit wohl eine lateinische Übersetzung gegeben, aber sie sei nicht autoritativ gewesen und Tert, habe oft aus dem Gedächtnis und nach der LXX zitiert.
4. 2) Man vergleiche das Verzeichnis derselben von einem Ungenannten bei Migne P. L. II 1383-90, wo die Schriftsteller nach Klassen geordnet sind. A. Harnack, Tertullians Biblioth. Sitzungsber. d. Berl. Akad. 1914.
5. 1) Der dogmatische Gehalt derselben hat eine systematische Zusammenstellung erhalten durch Adhémar D'Ales, La théologie de Tert. Paris 1905.
6. 1) Bei dieser Schrift ist Irenäus stark benützt, s. Semler bei Oehler III 658 ff.
7. 2) D'Ales, S. 197, Anm., sagt: la théologie Mariale est particulièrement faible chez Tert.
8. 1) Über Miltiades s. Bardenhewer, Gesch. der altchristl. Lit. I2 § 20 S. 284 f. Von seinen apologetischen Schriften ist keine erhalten.
9. 2) ecclesiarum sophista. Man darf letzterem Epitheton nicht einen üblen Beigeschmack beilegen. Sophista bezeichnet bei T. einen Gelehrten, einen Lehrer der Philosophie, einen Weisen, vgl. Apol. 47 ; de pallio 6 ; de ieiun. 7. ---- Eusebius spricht (h. e. V, 16. 3 u. V, 17. 1) von einem Miltiades, der ein Führer der Montanisten, und einem Miltiades, der gegen den Montanisinus schrieb. Vgl. hierzu de Labriolle, La crise Montaniste 1913, 31 ff.
10. 1) Den durchschlagenden ausführlichen Nachweis für die frühere Abfassung führte Noeldechen, Tertulliaas Schrift gegen die Juden, auf Einheit, Echtheit und Entstehung untersucht. Leipzig 1894, Texte u. Unters. 12, 2.
11. 1) Vgl. Constitutiones IV lit. 13; Digg. XLIV. lit. l, 1; Cod. Just. VIII, 36.
12. 1) Vgl. Codex Iust. lib. VII lit. 33-35.
13. 2) Ad nat. II 1. Si tantam perversitatem una praescriptione discuti liceret.
14. 3) De bapt 3. Vgl. Apol. c. 47, expedite praescribimus.
15. 1) Hoppe S. 64 führt unter den Belegen dafür auch obige Stelle an.
16. 1) Hierfür verweisen wir auf das schon genannte Werk von D'Ales. La théologie de Tertullien, Paris 1905.
17. 2) Sie ist aber nach adv. Hermogenem geschrieben (c. 16) und zu einer Zeit, wo T. dem Montanismus huldigte (c. 5 Proculus noster).
18. 3) Irenäus adv. haer. III 3 § 4. Tert. passim. Was Epiphanius abweichend von den beiden Genannten über ihn erzählt, kann außer Betracht bleiben.
19. 1) Tert. verweist auch in den Büchern gegen Marcion sehr oft auf seine Präskriptionen I l, 21; III 1; IV 4 u. V 19.
20. 1) Semmler beruft sich zum Beweise dafür auf die Zitationen von Joh. l, 13 in de carne Chr. c. 19, von Gal. 2, 5 in Marc. V, 3 und Hebr. 6, 4 in de pudic. c. 20.
21. 1). Tert. setzt eine solche schon für die Zeiten der Apostel als existierend an.
22. 2) Schon adv. Marc. I, 29 zeigt er sich als Montanist.
23. 1) ad v. Prax. l : Nam idem (Praxeas) tunc episcopum Romanum, agnoscentem iam prophetias Montani, Priscae, Maximillae, et ex ea agnitione pacem ecclesiis Asiae et Phrygiae inferentem, falsa de ipsis prophetis et ecelesiis eorum adseverando et praecessorum eius auctoritates defendendo coegit et litteras pacis revocare iam emissas et a proposito recipiendorum charismatum concessare. Es steht nicht fest, daß dieser römische Bischof Zephyrin war. Es kann auch Viktor gewesen sein. Vgl. zu dieser Frage de Labriolle in dem genannten Werk La crise Mont. 267 ff. Wenn es auch wahrscheinlich ist, daß Praxeas unter Zephyrin nach Afrika kam, so wissen wir damit nicht, wann er nach Rom kam.
24. 2) So Hefele in dem vortrefflichen Artikel Montanismus Freib. Kirch.-Lex. I. Aufl. Vgl. auch Duchesne, Hist. anc. de l'église I, 279.
28. 4) Sed et totius opusculi séries in hoc utique succedit. Proinde si cui minus quid videmur egisse, speret reservatum suo tempori. Marc. I, 29.
29. 1) Gerh. Esser, Die Seelenlehre Tertullians, Paderborn 1893 S. 232.
30. 2) Marc. V, 10 resurrectionem, cui . . proprio volumine satisfecimus.
31. 1) Es ist zu bedauern, daß in Betreff der Person des Praxeas sonst nichts überliefert ist. Gerhard Esser glaubt, er sei mit dem von Hippolyt phil. IX, 7 erwähnten Epigonus ein und dieselbe Person. Bonner Univ.-Programm 1910.
Übersetzt von Heinrich Kellner, 1912/1915. Übertragen durch Roger Pearse, 2003.
This page has been online since 17th March 2003.
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